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Die 5 Völker- Im Bann der Magie
Prolog

Australien, etwa 1200 n. Ch. In einer Höhle im Ayers Rock

>> Wo bleiben sie? << fragte eine zierliche Frau in die Runde, von etwa acht Leuten. >> Sie müssten längst hier sein <<. Sie hatte schulterlanges, braunes Haar, was ihr in diesem Moment in die Augen fiel. Sie strich es bei Seite. >> Die Greife haben sich nie um Zeit geschert. << antwortete ein großer, schlecht gelaunt aussehender Mann. Die Frau schüttelte den Kopf >> Du kannst nicht einfach über sie urteilen <<.
>> Annabeth << sprach eine zweite Frau die erste an >> Josef hat Recht. Die Greifen sind nicht nur unpünktlich, sondern auch gefährlich <<. Die Braunhaarige sah die zweite Frau ein paar Sekunden lang an und antwortete: >> Magdalena. Ich habe dich nicht zur Prinzessin unseres Volkes gemacht, damit du mir in den Rücken fällst<<. Annabeths Augen ruhten auf Magdalena und sie schien eine Art Macht auszuüben. Eine Macht, die nur von den Königen und Königinnen der fünf Völker ausgeübt werden kann. Verlegen senkte Magdalena den Kopf >>Verzeih<< flüsterte sie leise und trat an ihren Posten an der Wand zurück.
Josef, der König der Bären, erhob ein weiteres Mal die Stimme, richtete sein Wort allerdings an Margret, die Königin der Phönixe. Annabeth hörte nicht weiter zu und sah sich stattdessen die kleine Höhle an, in der sich die Könige, Königinnen und deren Prinzen und Prinzessinnen zu einem friedlichen Treffen versammelt hatten. Die Höhlenwände waren aus, für Australien typisch, rotem Fels und auf dem Boden lag Sand, der die Farbe von Rost trug. In der Mitte stand ein Tisch aus Eichenholz, der ein paar Tage zuvor von ein paar Kämpfern hergebracht wurde.
Es standen fünf Stühle am Tisch. Für jeden Anführer eines Volkes einer. Am Kopfende des Tisches saß Annabeth selbst. An ihrer rechten Seite thronte Margret. Neben Margret saß Leopold, der König der Füchse und ihm gegenüber, mit verschränkten Armen, saß Josef mit finsterer Mine. Der Stuhl links von Annabeth war nach wie vor nicht besetzt. Die Königin der Greifen, Cathleen, und ihr Prinz fehlten noch. Die Prinzen und Prinzessinnen der vier anwesenden Monarchen standen an ihren Posten hinter ihrem jeweiligen Anführer an der Wand.
>>Was denkst du?<< wurde sie von Margret aus ihren Gedanken gerissen.
>>Denken?<< fragte Annabeth ein wenig verwirrt, da sie etwa die letzten fünfzehn Minuten völlig in Gedanken versunken gewesen war und die Gespräche der Anderen nicht mitverfolgt hatte >>Worüber?<<
Wissend lächelte Margret. >>Wir haben darüber gesprochen ohne Cathleen zu beginnen<<. Annabeth sah Margret mit strengem Blick an und schüttelte den Kopf. >>Diese Angelegenheit betrifft uns alle<<. >>Aber wir können nicht ewig warten<< warf Leopold ein. >>Selbst ihr Drachen habt nicht alle Zeit der Welt<<. Bei diesem Punkt musste sie dem Fuchskönig allerdings Recht geben. Seufzend gab sie schließlich nach. >>Möglicherweise habt ihr Recht<<. Annabeths Blick glitt noch einmal zum Höhleneingang und sie dachte über die Entstehung der Höhle nach. Vor ein paar Jahrhunderten wurde sie von ein paar Kämpfern des Volks der Inker in den Fels geschlagen, um sich vor einem Angriff des Volks der Inuit zu schützen. Es war eine sehr dramatische Geschichte, die heute allerdings eher dazu verwendet wird, um die Kleinsten der Völker zu gruseln.
Ihr Blick richtete sich wieder auf die Vertreter der Völker, die sie erwartungsvoll ansahen und darauf warteten, dass sie die Versammlung offiziell eröffnete. Gerade wollte sie den Mund öffnen, um zu beginnen, als sie vom Höhleneingang eine Stimme vernahm. >>Ihr wolltet doch nicht ohne mich anfangen?<< fragte Cathleen, die mit großen Schritten auf sie zugelaufen kam und sich auf ihren Stuhl fallen ließ. Ihre Prinzessin nahm ihren Posten hinter ihr an der Wand ein. >>Doch<< knurrte Josef und würdigte die Greifenkönigin keines Blickes. >>Das ist aber nicht sehr nett<< erwiderte diese in einem vorwurfsvollen Ton, den ihr aber wegen ihrem Lächeln und dem Funkeln in ihren Augen keiner abnahm.
>>Was hast du so lange getrieben?<< versuchte Margret sie auszuhorchen. >>Ich war… beschäftigt<< lautete Cathleens nichtssagende Antwort. Wir alle wussten, dass es keinen Sinn haben würde, Cathleen weiter auszufragen, da sie ihr Geheimnis nicht preisgeben würde, solange sie es nicht wollte. Die Königin der Greifen nahm ein schon ziemlich abgewetzt aussehendes Lederband aus ihrer Tasche und begann, sich ihre lohfarbenden Haare zu einem langen Pferdeschwanz zurückzubinden. Mit einem kurzen Blick auf Josef und Leopold sah Annabeth, dass beide nicht gerade erfreut waren Cathleen unter ihnen zu wissen. Sie selbst allerdings war insgeheim erleichtert, da sie nichts über den Kopf eines anderen Volkes hinweg entscheiden wollte und konnte.
>>Lasst uns beginnen<< entschied sie und alle Beteiligten nickten. >>Wir haben uns hier zu einem Treffen versammelt<< begann Annabeth >>um einen Friedensvertrag zwischen unseren Völkern auszuhandeln<<. Wieder nickten alle. Die einen mit mehr Enthusiasmus und die anderen mit weniger. >>Dann lasst uns anfangen den Vertrag auszuhandeln<< fuhr Annabeth fort. Sie nahm ein großes Pergament, eine Feder und ein Tintenfass aus ihrer Tasche und legte es vor sich auf den Tisch.
>>Wer möchte beginnen?<< fragte sie in die Runde. >>Ich<< kam es überraschend von Leopold. >>Ich bin dafür, dass die jeweilige Region, die ein Volk bewohnt, nicht von anderen Völkern besiedelt werden darf<<. Annabeth nickte Leopold bestätigend zu. >>Danke Leopold<< sagte sie >>wer ist dafür?<<. Alle hoben ihre Hand, zuletzt auch Annabeth selbst. >>Dann ist es eine beschlossene Sache . Die Inuit bleiben in Europa, die Inker in Südamerika, die Maya in Asien, die Azteken in Nordamerika und das ägyptische Volk in Afrika<<. Nacheinander sah sie Josef, Leopold, Margret und Cathleen an. Ihr eigenes Volk nannte sie mit Absicht als letztes.
Mit geschwungener Handschrift schrieb sie das neue Gesetz auf das Pergament. >>Ich bin dafür, dass kein Volk das andere angreifen darf, außer es handelt sich um eine Notfallsituation<< schlug Margret vor. Wieder hoben alle die Hand, auch wenn man sehen konnte, dass Josef es nur widerwillig tat. Wieder schrieb Annabeth die Regel auf das Pergament.
Grade wollte sie einen Vorschlag für ein weiteres Gesetz machen, als Josef zu sprechen begann: >>Ich bin dafür, dass das Blut der Völker sich nicht vermischen darf<< schlug er vor. Zum dritten Mal an diesem Tag waren alle Monarchen mit dem neuen Gesetz einverstanden, welches Annabeth auf dem Pergament niederschrieb. >>Hat noch jemand etwas beizutragen?<< fragte sie in die Runde. Alle Anwesenden schüttelten den Kopf.
>>Dann habe ich jetzt nur noch eine letzte Regel hinzuzufügen<< verkündete die Drachenkönigin >>wir werden uns alle hundert Jahre hier wiedertreffen, um den Friedensvertrag zu bestätigen und gegebenenfalls ein Gesetz zu ergänzen<<. Annabeth senkte ihren Kopf und schrieb auch diese neue Regelung auf.
Die Abbildungen eines Drachen, eines Greifen, eines Fuchses, eines Phönix und eines Bären zierten den unteren Teil des Pergaments.
>>Nun werden wir alle mit einem Tropfen unseres Blutes in diesen Friedensvertrag einwilligen<< verkündete sie feierlich. >>Ich werde beginnen<<. Sie nahm einen kleinen Dolch aus ihrer Tasche und schnitt sich in den Finger. Ein Blutstropfen, quoll aus dem Schnitt. Sie hielt ihn über das Pergament. Ein Tropfen löste sich und fiel genau auf das Abbild des Drachen. Das Ritual wurde mit dem Blut der anderen Anführer wiederholt und als der letzte Blutstropfen das Abbild des Tieres traf, leuchteten alle fünf Symbole in rotem Licht auf und die Zeichnung brannte sich in das Papier.
>>Es ist vollendet<< bemerkte Annabeth und lächelte. Nur eine kurze Zeit verging, bis die Königinnen und Könige sich verabschiedeten und sich zusammen mit ihren Prinzen und Prinzessinnen wieder zu ihren Völkern zurückkehrten.