Drachenbuch » Kapitel 1

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Kapitel 1
Willkommen in der Wüste

In der heutigen Zeit, Nikki el Masri, Königin der Drachen


Die Hufe des Pferdes versanken im Sand und machten das Laufen anstrengend. Meinem Friesenhengst Ghost allerdings machte das nicht viel aus. Er war es gewöhnt. Sein pechschwarzes Fell glänzte vor Schweiß, als er Anlauf nahm, um über einen kleinen Felsbrocken zu springen, der vor uns im Sand lag. Auch ich schwitzte, da wir uns schon recht lange in der Wüste vor Kairo befanden.
Meine Zunge klebte am Gaumen fest. Seid Stunden hatte ich keinen Schluck getrunken und meinem Pferd ging es genau so.
Nach kurzem Zögern beschloss ich, eine Rast zu machen und dann zurück zu reiten. In der Nähe stand ein großer Fels, der Schatten bieten würde und wir liefen dort hin.
Ich nahm eine große Wasserflasche und eine Schale aus meinem Rucksack. Die Schale stellte ich vor Ghost und befüllte sie mit klarem Wasser. Gierig senkte der Hengst den Kopf und trank. Ich tat es ihm gleich und hatte die Flasche in wenigen Zügen geleert.
Dann war es Zeit nach Hause zurück zu kehren und ich trieb das Pferd mit sanftem Schenkeldruck an, in einen lockeren Trab zu fallen und in Richtung Heimat zu laufen.
Kurze Zeit später kam ich an meinem Anwesen am Rand der Stadt an. Zielstrebig steuerte ich Ghost auf einen kleinen Stall zu, den ich vor ein paar Jahren an meine Villa angebaut hatte. Damals war er noch ein Fohlen gewesen. Ich sprang von seinem Rücken und sattelte den schwarzen Hengst ab. Aus der Sattelkammer nahm ich ein altes Handtuch und begann ihn trockenzureiben.
Dann schickte ich ihn mit einem leichten Klaps in seine Box, die viel größer war als die eines gewöhnlichen Pferdes. Als letztes befüllte ich seine Tränke mit reichlich Wasser und gab ihm Kraftfutter und Heu.
Der Schweiß rann mir am Körper hinab und ich beschloss, dass es für mich an der Zeit wäre eine lange und ausgiebige Dusche zu nehmen.

An der Haustür wurde ich von Liv, unserer Ärztin, begrüßt. Ihre kurzen, mittelbraunen Harre fielen ihr bis auf die Schultern. Ihre Haarspitzen hatte sie vor kurzem blond gefärbt. >>Wie war dein Ausritt?<< fragte sie mich. >>Gut<< ich nickte. >>Wo ist Killian?<< Liv dachte kurz nach. >>Ich denke er müsste noch mit Issac und Cloe unten im Billardraum sein.<< Wieder nickte ich und ging in mein Badezimmer im oberen Stockwerk.
Ich öffnete die Tür und trat ein. Der Boden war mit schwarzen Fliesen gefliest und die Wände waren in weiß gehalten. Eine weiße Dusche und eine Badewanne befanden sich an der rechten Seite des Raumes. An der linken war ein Waschbecken und eine Toilette.
Schnell zog ich mich aus und stieg in die Dusche. Das kühle Wasser tat gut auf meiner Haut und schloss die Augen. Mit einem nach Rosen duftendem Shampoo wusch ich mir die Haare und seifte mich ein.
Nachdem ich den Seifenschaum abgewaschen hatte verließ ich die Dusche und trocknete mich mit einem weichen Handtuch ab.
Mein Blick fiel auf den überdimensional großen Spiegel der über dem Waschbecken hing. Ich sah mein Äußeres etwas genauer an. Mein langes dunkelrotes Haar fiel bis
zu meinem mittleren Rücken und war in trockenem Zustand leicht gewellt. Durch meine Haut, die die Farbe von Elfenbein hatte, kamen meine stechend grünen Augen besonders zur Geltung. Dann fiel mein Blick auf die Bissnarbe auf meiner Schulter, die von einem Kampf mit einem Bären herrührte. Ich hatte zwar gewonnen, war jedoch verletzt worden.
Abrupt senkte ich den Blick und begann meine Kleidung zusammenzusuchen. Ich nahm eine kurze, schwarze Hose und eine dunkelgraue Tunika, die ich mir überzog. Schnell föhnte ich mir mein dunkelrotes Haar und kämmte es. Jetzt konnte man auch die leichten Wellen erkennen, die es ausmachten.
Zeit zu Killian, dem Prinz unseres Volkes, zu gehen dachte ich und machte mich auf den Weg. Ich ging die Treppe runter und sah mir die Bilder unserer Vorfahren an, die an der Wand hingen. Bei einem Bild blieb mein Blick hängen. Es zeigte Annabeth die Friedfertige. Sie hatte es geschafft, einen Friedensvertrag zwischen den Völkern zu verhandeln, wodurch sie sich auch den Beinamen 'die Friedfertige' verdient hatte. Leider war diese großartige Anführerin vor gut vier Jahrhunderten im Alter von stolzen Siebenhundert Jahren gestorben. Drachen konnten ,wie die anderen vier Völker auch, eine Lebensdauer von bis zu 750 Jahren erreichen.
Langsam ging ich weiter in Richtung Billardraum, der sich im Erdgeschoss befand. Wie Liz vorhergesagt hatte spielte Killian dort mit Isaac und seiner Schwester Cloe Billard. >>Hallo Leute<< begrüßte ich die drei. Fast gleichzeitig ließen sie von ihrem Spiel ab und sahen mich an. >>Hi Nikki<< begrüßte mich Isaac. Killian und Cloe folgten. >>Sind Ryan und die Anderen schon vom Einkaufen zurück?<< fragte ich, da ich langsam Hunger bekam. Cloe schüttelte den Kopf. >>Bisher noch nicht<<. >>Ich hoffe sie kommen bald. Es ist nicht einfach euch jeden Tag durchzufüttern<< erwiderte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. >>Sie müssten gleich hier sein<< erwiderte Killian, der ebenfalls grinste. >>Das hoffe ich für sie<<.
Während wir warteten sah ich mir die drei genauer an. Killian war, genau wie alle männlichen Drachen, groß und muskulös gebaut. Er hatte aschblondes Haar und blaue Augen. Cloe war etwas kleiner als die Männer und ihre Augen waren von einem schlichtes braun, während ihre Haare dunkelblond glänzte. Isaac hingegen hatte hellbraunes Haar und blaugrüne Augen.
Als wir hörten wie die Tür geöffnet wurde gingen wir in die Eingangshalle um Ryan, Kate und Jane in Empfang zu nehmen und ihnen zu helfen die Einkäufe zu tragen. >>Hi Leute<< begrüßte Kate uns und umarmte mich. Jane und Kate waren wie Schwestern für mich und meine besten Freundinnen. >>Wir wollen euch helfen<< sagte Isaac zu Jane. >>Na dann packt mal mit an<< erwiderte diese und drückte Isaac zwei voll beladene Einkaufstüten in die Hand, die dieser in die Küche brachte und dort verstaute. Ryan und Kate taten es ihm gleich. >>Wir haben mehr als genug gekauft. Aber das Reißen der Schafe der Bauern früher hat mir deutlich besser gefallen.<< erzählte Ryan gerade. Ich musste schmunzeln.Von den Sachen, die das unser Volk in einem Monat aß, könnte man den Welthunger beenden dachte ich mit einem Lächeln. Aber das war bei jedem Volk so. Völker, die zu Tieren wurden die mehrere Meter groß waren, wenn sie sich verwandelten, mussten halt viel essen. Nachdem wir alle Tüten ins Haus gebracht und die Lebensmittel verstaut hatten beschlossen wir, uns eine kleine Auszeit am Pool zu gönnen.
Das von der Sonne gewärmte Wasser tat gut nach einem langen Wüstenritt und dem Ausladen eines Kleinlasters.
>>Was meint ihr?<< fragte Ryan >>sollen wir heute Abend feiern gehen?<<.
Die Idee gefiel mir. >>Klar nur wohin?<< fragte ich deshalb.
Ryan lächelte nur dreist. >>Wohin schon Nikki. Natürlich in den Dark Angels Club<<.
Jane riss erstaunt die Augen auf. >>Ich hab von dem Club gehört. Er soll fantastisch sein<< gab sie zum besten.
>>Na dann ist das ja geklärt<<.

Gegen acht Uhr abends brachen wir auf. Ryan fuhr uns in seinem Mercedes zum Club. Vor dem Eingang standen zwei Türsteher, an denen wir aber schnell vorbei kamen. Der Club selbst war laut, chaotisch und voll. Die Wände, sowie der Fußboden waren in Grautönen gehalten und aus den Lautsprechern tönte ein ohrenbetäubender Techno Beat. Am anderen Ende der Raumes stand eine lange Bar. >>Los lasst uns tanzen<< drängte Kate, die Feuer und Flamme war.
Nach zwei Stunden Tanz ohne Pause war ich fix und fertig. >>Macht allein weiter<< sagte ich zu den Mädels >>ich gönne mir jetzt erst mal nen Drink<<.
Auf dem Weg zur Bar sah ich einen Typen der mich die ganze Zeit anstarrte, doch ich ignorierte ihn. Die meisten Barhocker waren noch frei und ich setzte mich auf einen davon. >>Einen Bloody Mary bitte<< orderte ich beim Barkeeper, welcher nur bestätigend nickte. Nur kurze Zeit später hatte ich meinen Drink vor mir stehen. Ich nahm den ersten Schluck und seufzte genüsslich. Es gab nichts besseres als einen Bloody Mary.
>>Noch nen Drink, Süße?<< sprach mich der Kerl an, den ich eben bemerkt hatte. Er hatte fettiges braunes Haar, war etwa Mitte vierzig und nicht gerade der Schlankeste.
>>Nein danke<< erwiderte ich höflich aber konsequent.
>>Ach komm Süße<< versuchte er mich zu überreden.
>>Nein. Und hören Sie bitte auf mich Süße zu nennen<<. Ich konnte die Fahne des Mannes bis hierher riechen.
>>Mach dich mal locker Süße<< versuchte er es weiter. Seine Augen wanderten über mein Dekoltee und fanden nur langsam wieder den Weg zu meinen Augen zurück.
>>Wir könnten später noch etwas Spaß haben<< sagte er anzüglich. Ich knallte mein Glas auf den Tresen.
>>Nein heißt nein. Was ist daran so schwer zu verstehen?<< fragte ich. Langsam kochte Wut in mir hoch.
>>Schätzchen das meinst du nicht ernst<< versuchte dieser widerliche Typ es weitere und legte eine Hand auf meine Brust. Zu viel war zu viel. In einer schnellen Bewegung rammt ich ihm meine Faust ins Gesicht und hörte fast wie seine Nase brach.
>>Die verdammte Schlampe hat mir die Nase gebrochen<< schrie er und hielt sich die eben genannte.
>>Wenn eine Frau das nächste mal sagt, du sollst sie in Ruhe lassen, solltest du das auch tun<< riet ich ihm und ging zu Jane und Kate, die sich zusammen mit den anderen über diese kleine Eskapade zu amüsieren schienen.
>>Was ist so lustig?<< fragte ich musste aber selbst grinsen.
>>Das warst wieder typisch du<< kicherte Kate und Jane stimmte mit ein.
>>Er kann froh sein, dass ich ihn nicht gegrillt hab<< erwiderte ich mit einem Lächeln.
>>Ich glaube wenn er gewusst hätte, dass er es mit der Königin des Drachenvolks zu zu tun hat, hätte er sich das nicht getraut<< meinte Isaac. Daraufhin grinste ich nur. >>Lasst uns weiter feiern<<.
Es war lange nach Mitternacht als wir den Club verließen. Da Ryan, Kate und Jane sich mal wieder hemmungslos abgeschossen hatten und ich auch etwas getrunken hatte, musste Isaac fahren.
>>Immer muss ich fahren<< beschwerte er sich gerade. >>Hör auf zu heulen<< lallte Ryan von der Rückbank aus.
>>Dann hör du auf dich zu besaufen<< konterte Isaac. Jetzt erst bemerkte ich, dass Ryan immer noch eine Bierflasche in der Hand hielt.
>>Gib mir die Flasche Ryan<< sagte ich mit trügerisch sanfter Stimme. Erst sah er mich etwas irritiert an, gab sie mir jedoch ohne Widerstand. Schnell öffnete ich das Autofenster und warf die Flasche hinaus.
>>Hey<< rief Ryan >>Das wollte ich noch trinken<<.
>>Du hast heute genug getrunken<< antwortete ich.
>>Spielverderberin<< warf Kate ein. Ich ignorierte sie.
>>Isaac<< sprach ich stattdessen unseren Fahrer an >>fahr doch bitte zu der kleinen Klippe hinter der Villa. Ich glaube unsere Fahrgäste sollten etwas ausnüchtern<<.
>>Aber klar doch Nikki<< antwortete er mir mit einem diabolischen Lächeln im Gesicht. Er wusste was ich vor hatte. Mehr als zwei Jahrhunderten guter Freundschaft war das auch nicht schwer zu erraten. Killian und Cloe, die hinten bei den anderen saßen lachten ebenfalls. Auch sie wussten, was jetzt passieren würde. Also nahm Isaac eine Ausfahrt früher als geplant und hielt auf der Klippe an.
>>Geh du nach unten, falls sie es nicht schaffen<< trug ich Cloe auf. >>Isaac und Killian, ihr helft mir die drei aus dem Auto zu kriegen<<. Ich ging zur rechten Hintertür des Autos und zog Jane von ihrem Sitz. >>Hey!<< lallte sie, lies es aber dennoch geschehen. Isaac tat das gleiche auf der linken Seite mit Ryan. Als beide aus dem Wagen raus waren, kletterte Killian halb ins Auto um Kate herauszuziehen. Schnell brachten wir die drei zum Rand der Klippe.
>>Bereit Cloe?<< fragte ich Isaacs Schwester, die dies bejahte. >>Dann los<<. Ich einer schnellen Bewegung stießen Killian, Isaac und ich die drei Betrunkenen von der Klippe. >>Mal sehen, ob sie sich verwandeln, oder ob Cloe sie auffangen muss<< sagte Killian mit einem Lächeln.
Die drei gaben keinen Laut von sich, als sie fielen. Sie schienen es anfangs nicht einmal wahrzunehmen. Die Erste, die es dann doch zu bemerken schien war Kate. Blitzschnell wuchsen auf ihrer gebräunten Haut smaragdgrüne Schuppen, ihre Augen wurden schlitzförmig. Als letztes wurde ihr Körper zu dem eines Drachen. Flügel wuchsen, die Wirbelsäule verformte sich, ein Schweif entstand und ihr Körper wurde allgemein viel größer. Dies alles ging so schnell, dass das menschliche Auge es nicht erfassen konnte. Kurz vor dem Boden schienen auch Ryan und Jane zu bemerken, was passierte. Schnell wurde aus Ryan, dem Armeeführers des unseres Volkes, ein großer, sandbrauner Drache und aus Jane ein blauvioletter, kleinerer Drache, der dafür um so wendiger war. Bevor die drei auf dem Sand unterhalb der Klippe aufkamen, fingen sie sich ab und flogen in Richtung Villa. Ryan konnte es dennoch nicht lassen, einen kleinen Feuerball in unsere Richtung zu schicken, der allerdings bereits in der Luft verglühte. Als sie weg waren, hörte man unterhalb der Klippe Flügel schlagen und nur einen Augenblick später, erschien Cloe in Gestalt eines mittelgroßen violetten Drachens vor uns. >>Geh schon mal vor<< sagte ich zu ihr und sah ihr nach, als sie Ryan und den Mädels folgte.

>>Wie konntet ihr das machen?<< fragte Jane lautstark an nächsten Tag, als sie und die anderen beiden komplett ausgenüchtert waren. >>Wir hätten sterben können<<.
>>Bleib locker Jane<< ergriff mein Stellvertreter das Wort >>Cloe war unten und hätte euch aufgefangen. Und außerdem hat Nikki euch das letzte mal, als ihr euch so abgeschossen hattet gewarnt, dass so etwas passieren könnte<<.
>>Er hat recht Jane<< pflichtete Kate Killian überraschend bei. >>Wir hätten uns nicht schon wieder betrinken dürfen<<.
>>Worum geht es bei dieser Versammlung hier? Und noch wichtiger, warum bin ich nicht eingeladen worden?<< hörte ich eine Stimme am anderen Ende das Raums sagen und drehte mich um. >>Liv<< begrüßte ich die Ärztin >>wir reden nur über den Alkoholkonsum den die drei da gestern wieder gehabt haben<<. Tadelnd sah die Ryan, Jane und Kate an.
>>Nicht schon wieder Ryan. Wir haben das doch besprochen<< sagte Liv zu Ryan, der wie ein getretener Welpe vor ihr stand. Aber warum nur Ryan und nicht alle drei? >>Ich machs nicht mehr ich verspreche es<< gab er sein Wort, was ziemlich ungewöhnlich für den Heerführer war. Liv auf jeden Fall, schien zufrieden mit der Antwort zu sein.
>>Lasst uns das hier jetzt beenden und frühstücken gehen<< schlug Cloe vor und alle waren damit einverstanden. Geschlossen gingen wir den unseren hauseigenen Speisesaal und bedienten uns an dem Buffet, das jeder von uns abwechselnd allein herrichten und aufbauen musste. Der Raum war in Blautönen gehalten. Auf dem Boden lag helles Laminat und auf den Wänden waren hellblaue Tapeten angebracht. Die Tische und Stühle waren aus dunklem Holz und es lag eine große dunkelblaue Tischdecke darauf. In der Mitte der Tisches stand eine Vase mit weißen Rosen. Auf einem anderen Tisch, am anderen Ende des Raumes, war das Essen serviert worden. Heute war Isaac an der Reihe gewesen, der schon auf uns wartete. Schnell ging ich zum Buffet und nahm mir einen Teller, den ich nach und nach mit Ei, Bacon, Brot, Belägen und Joghurt vollstopfte. Am Ende des Tisches befand sich Besteck und ich nahm mir ein Messer. Dann setzte ich mich an den langen Tisch und begann zu essen. Zum Glück war Isaac heute mit Essen machen dran. Man konnte bei ihm sicher sein, dass es immer gut schmeckte und nicht versehentlich Haare, Ringe oder sogar Pflaster in der Mahlzeit landeten. Ryan und die Anderen waren da nicht so pingelig. Liv setzte sich neben mich.
>>Was war denn das eben mit Ryan?<< fragte ich sie.
>>Nichts<< antwortete sie ein wenig zu schnell ''nur ein kleiner Rat unter guten Freunden.<< So ganz kaufte ich ihr das nicht ab, aber wenn sie mir nichts sagen wollte, sollte sie es halt lassen.
>>Was haltet ihr von einem kleine Flug über die Wüste heute Nacht?<< fragte ich am Tisch. Alle schienen einverstanden so sein und so war es beschlossen.

Nach Einbruch der Dunkelheit ging es los. Wir liefen ein Stück in die Wüste hinein, um nicht von menschlichen Nachtschwärmern gesichtet zu werden. >>Bereit?<< fragte ich die Anderen, die darauf hin bestätigend nickten. >>Dann los.<<
Nur kurze Zeit später flog eine bunte Drachengruppe über den Wüstensand. Wir segelten in der, für uns typischen, V-Formation. An der Spitze flog ich im Körper eines großen pechschwarzen Drachen. Jane und Kate flogen hinten, da sie die rangniedrigsten Drachen in unserer Gruppe waren.
Es tat gut nach langer Zeit noch mal die Flügel zu strecken und ich schlug heftig mit den Flügel. >>Lasst uns etwas höher fliegen und einen Sturzflug üben<< schlug Cleo vor. Ich gab mein Einverständnis und wir jagten hoch bis in die Wolken. >>Und los<< sagte ich und legte die Flügel nah an meinen Körper an. Einen Augenblick lang schien ich in der Luft zu schweben, doch schon im nächsten Moment fiel ich wie ein Stein zu Boden. Nur wenige Meter, bevor mein Körper am Boden aufkommen würde, öffnete ich meine Flügel und ließ mich wieder in die Höhe tragen.

Nachdem die Anderen ebenfalls einen Sturzflug geübt hatten, ließen wir uns auf dem erkaltenden Wüstensand nieder und ruhten uns aus. Es kostete viel Kraft einen so riesigen Körper, wie wir Drachen ihn hatten, dauerhaft in der Luft zu halten. Ich sah in die Sterne und dachte daran, dass ich mit Killian in ein paar Tagen nach Australien fliegen müsste, um zusammen mit den Vertretern der vier anderen Völker den Friedensvertrag zu erneuern.
Leise gähnte ich und riss mein Maul weit auf. Dabei glänzten meine langen Zähne im kalten Licht des Mondes. Gerade wollte ich vorschlagen den Rückweg anzutreten, als ich das Geräusch eines Motors und das Geschrei einiger Menschen vernahm. Beunruhigt hob ich den Kopf und sah mich um. Es dauerte nur einen Augenblick, bis ich die Menschen und Autos bemerkte, die nun über die Dünen auf uns zukamen. >>Da sind sie<< schrie ein Mann und deutete wild gestikulierend auf uns. Ich war kurz davor in Panik zu verfallen und mit einem Blick auf die Anderen sah ich, dass es ihnen nicht anderes zu gehen schien. >>Weg hier<< schrie ich in Drachensprache und schlug mit den Flügeln, bis mein Körper sich in die Luft erhob. Es dauerte einen Augenblick, bis die Anderen mir folgten. Seid dem frühen Mittelalter hatten wir unsere Existenz erfolgreich vor den Menschen verbergen können und jetzt kamen sie einfach in die Wüste und fanden uns.
Wir stiegen immer höher, während die Menschen uns von unten mit Pistolen und Gewehren attackierten. >>Weiter<< drängte ich, musste aber eine scharfe Rechtskurve fliegen, als mehrere Helikopter vor uns auftauchten. Meine Augen wurden groß. Das war kein Zufall, dass die Menschen uns gefunden hatten. Es war alles geplant gewesen! Doch woher wussten sie von unserer Existenz?
Die Helikopter trieben uns in wieder nach unten, indem sie über uns flogen. Nun waren wir den Menschen auf dem Boden wieder viel näher. >>Sie werden uns alle einfangen<< sagte Kate nervös und versuchte verzweifelt einen Ausweg zu finden. Ich schüttelte den Kopf und hatte plötzlich eine Idee. Ich tat so, als würde ich mich freiwillig von einem der Hubschrauber in Richtung Boden dirigieren lassen und wartete, bis ich genau unter der Maschine flog. Dann schlug ich ein paar mal heftig mit den Flügeln und krachte von unten dagegen. Der Helikopter bekam ein paar tiefe Dellen und der Motor, der für die Drehungen der Rotorblätter zuständig war, verstummte. Schnell flog ich aus dem Weg, ehe die Maschine mir auf den Kopf fallen konnte. Dann sah ich zu Ryan und den Anderen, die mir kaum merklich zunickten. Zusammen machten wir die anderen Helikopter auf ähnliche Weise unschädlich wie den Ersten. >>Lasst uns abhauen<< schrie ich und flog höher >>Über die Wolken können sie nicht fliegen.<< Gerade gewannen wir ein wenig an Höhe, als ein weiterer, viel größerer Helikopter und unseren Weg flog. An den Seiten hatte er eine Art Vorrichtung, die wie lange dunkle Rohre aussahen. >>Schnell fliegt weiter<< trieb ich die Anderen an und flog um das große Ungetüm herum. Liv und Issac überholten mich schnell. Killian, Ryan und Jane folgten. >>Los jetzt<< schrie ich Kate und Cloe zu >>warum seid ihr so langsam?<< Ich sah mich kurz um und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass Kate mehrere blutende Löcher in ihrem Flügel hatte und gar nicht schneller fliegen konnte. Cloe half ihr. Schnell flog ich zu den beiden und übernahm Kate. >>Flieg du vor<< wies ich Cloe an, die aber mit dem Kopf schüttelt >>ich lass euch nicht allein.<< Hinter uns wurde der Lärm des Hubschraubers lauter. Er schien aufzuholen. >>Du musst dich jetzt anstrengen Kate<< sagte ich und wir schafften es zusammen schneller zu fliegen und zu den Anderen aufzuholen.
Ich dachte schon wir hätten es geschafft, als ich hinter uns Cloes gequältes Brüllen hörte. Ich überließ Kate Ryan und sah nach was passiert war. Was ich sah weckte große Wut und Fassungslosigkeit in mir. Cloe lag auf dem Wüstensand. Ihr Körper war mit einem riesigen Netz bedeckt, was in regelmäßigen Abständen Stromstöße durch ihren Körper jagte, was sie jedes mal vor Schmerzen brüllen ließ. Aus dem Augenwinkel sah ich den Helikopter auf mich zukommen. Die schwarzen Rohre an den Seiten zeigten auf mich. Plötzlich war mir klar, das diese Rohre nicht der Verschönerung dienten, sondern für uns höchst gefährliche Netzkanonen darstellten. Schnell flog ich wieder höher und konnte gerade noch sehen, wie die Menschen Cloe das Maul mit Stahlseilen zubanden, damit sie kein Feuer speien konnte.
>>Was ist passiert?<< fragte Liv aufgeregt als ich wieder bei den anderen war. Ich schaute sie traurig an, da ist wusste, dass wir vorerst nichts mehr für Isaacs Schwester tun konnten. Es fiel mir schwer meinen Freunden zu erzählen was passiert war, doch auch das gehörte leider zu meinen Aufgaben. Ich holte tief Luft und begann zu sprechen. >>Sie haben Cloe.<<