Drachenbuch » Kapitel 3

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Kapitel 3
Australisches Chaos

Mit raschen Flügelschlägen flogen wir über den Wolken. Hoffentlich hatten sie nicht schon ohne uns begonnen. Wir beeilten uns so gut es ging und erreichten den Ayers Rock in Rekordzeit.
Schnaubend landeten wir vor dem großen Fels und verwandelten uns wieder in Menschen. Nun begann der wirklich anstrengende Teil unserer Reise. Wir mussten die schroffe Felswand hochklettern um zu einer kleinen Höhle zu kommen.
Seufzend begannen Killian und ich mit dem Aufstieg. In diesem Punkt waren die Phönixe und Greife uns überlegen. Sie konnten einfach auf dem schmalen Sims vor der Höhle landen. Wir allerdings mussten klettern.
Verschwitzt kamen wir schließlich bei der Höhle an und betraten sie. In der Mitte stand wie gewohnt ein Tisch aus Eichenholz mit fünf Stühlen. Zu meiner großen Verwunderung waren aber erst drei davon besetzt. Wir waren also doch nicht die letzten.
Ich musterte die drei Männer, die mich nun beobachteten, als ich mich setzte. Zu meiner Rechten saß Leo Carter, der König der Greife. Er hatte dunkelbraunes Haar und seine spöttisch funkelnden blauen Augen starrten mir entgegen.
Wir nickten uns zur Begrüßung kurz zu und mein Blick wanderte zu Ian O'Farrell, der auf meiner linken Seite saß. Er hatten grüne Augen und kurz geschnittenes, rotes Haar. Auch ihn nickte ich kurz zu. Schon allein seine Größe verriet, dass er vom Volk der Bären stammen musste.
>>Wo bleibt Noami?<< fragte der Dritte der Männer. Es handelte sich um Aaron Wilde, den König der Füchse. Aaron war erst vor einem Jahrzehnt König geworden, als Helen, die vorherige Königin, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war. Er hatte dunkelblondes Haar und haselnussbraune Augen, die mich in diesem Moment abwartend musterten.
Kurz zuckte mit den Schultern. >>Keine Angst Aaron. Sie wird schon noch auftauchen<< sagte ich und in diesem Moment erfüllte blaues Licht die Höhle. Es stammte vom blauen Feuer, aus dem Naomis Flügel und Körper bestanden. Vor der Höhle landeten sie und der Prinz des Phönixvolkes. Beide verwandelten sich zurück und Naomi betrat, gefolgt von Cole, die Höhle und setzte sich auf den einzig noch freien Platz neben Aaron.
Naomi hatte blondes Haar und hellblaue Augen. Neugierig sah sie uns an. >>Können wir jetzt beginnen?<< fragte Leo und zwinkerte mir kurz zu. Ich lächelte nachsichtig und nickte.
Ich wollte gerade von dem Angriff auf mich und meine Freunde erzählen, als Ian mir ins Wort fiel. >>Bei uns in Europa kam es zu Attacken auf ein paar meiner Leute. Meine Schwester Elynia ist dabei verletzt worden und sie haben Daniel verschleppt. Wir konnten nichts mehr für ihn tun<< berichtete er und sah uns herausfordernd an. Das Volk der Bären tat mir Leid. Wir hatte Cloe ja noch retten können, doch sie hatten gleich ihren Kommandanten verloren. Ich wollte ein paar tröstende Worte sagen, doch mir wollte kein Ton über die Lippen kommen.
>>Ihr habt Glück gehabt. Wenigstens wurde bei euch keiner ermordet. Uns haben sie nachts angegriffen. Katy und Neo sind tot!<< sagte Aaron ungewöhnlich gefasst. Normalerweise war er ein echter Hitzkopf. Das mit Katy tat mir besonders Leid. Sie hatte drei Kinder, die noch mitten in ihrer Ausbildung gesteckt hatten. Die kleine Nana hatte es wohl am schlimmsten getroffen.
Naomi erhob das Wort. >>Bei uns haben sie er auch versucht, aber sie konnten uns nicht kriegen. Wir waren zu schnell<< prahlte sie. Dafür kassierte die Königin der Maya teils schockierte und teils wütende Blicke von Aaron und Ian.
Meiner Meinung nach sollte man über solche Situationen generell keine Witze machen.
>>Die ganze Sache lässt sich doch ganz einfach lösen<< warf Ian ein. Sofort hatte er die volle Aufmerksamkeit von allein Anwesenden. >>Und wie?<< fragte Leo. Ian grinste. >>Die meisten Menschen sind schwach. Wir werden einfach so viele von ihnen abschlachten wie wir können<< schlug er vor und ich sah ihn schockiert an. >>Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?<< brachte ich leise heraus. Das konnte nicht sein Ernst sein. Erst vor wenigen Jahrhunderten wurde beschlossen, dass keinem Mensch geschadet werden sollte. Doch Ian nickte emotionslos.
>>Ich bin dabei<< entschied Aaron und verschränkte die Arme vor der Brust.
Die beiden Musterten uns und zogen spöttisch eine Augenbraue hoch. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Natürlich hatten die Menschen unsere Völker angegriffen und ein paar von uns getötet. Dafür würden sie auch büßen, doch man konnte nicht keinen Krieg gegen die ganze Menschheit erklären. Das wäre reiner Selbstmord.
>>Was sagt ihr?<< fragte Ian Leo, Naomi und mich. Naomi schien ernsthaft darüber nachzudenken, doch Leo schien der selben Meinung wie ich zu sein. >>Ich bin dagegen<< entschied er und starrte Ian herausfordernd in die Augen.
Nun starrten alle Naomi an. >>Nein<< sagte sie kurz angebunden >>ich werde mein Volk nicht so einer Gefahr aussetzen.<<
Da konnte ich ihr nur recht geben. Nun war es an Aaron und Ian uns entsetzt anzusehen. >>Ihr wollt das auf euch sitzen lassen? Wollt ihr nicht die toten oder verletzten eures Volkes rächen?<< donnerte Aaron nun ungehalten. Er hatte sich noch nie gut beherrschen können. Seufzend sah ich ihn an. >>Wir werden unser Volk rächen. Aber nicht so. Die einzigen Köpfe, die rollen werden, sind die der Beteiligten. Die normalen Menschen haben nichts damit zu tun<< versuchte ich dem Fuchskönig zu erklären, doch er hörte mir überhaupt nicht zu. Das war so typisch für ihn.
>>Es ist egal, dass ihr nicht mitmacht. Wir werden es allein schaffen. Die Werwölfe werden uns schon helfen<< warf Ian ein. Langsam ging mir das hier wirklich auf den Zünder.
>>Nicht, wenn wir euch aufhalten<< konterte Naomi, doch Ian lachten nur. >>Eure Völker mögen stärker als unsere sein, doch wir sind euch Zahlenmäßig weit überlegen<< prahlte Aaron und beide grinsten. Leider war es wahr was sie sagten. Wenn man die Phönixe, Drachen und Greife zusammenrechnete, hatte man vielleicht gerade mal eine Chance gegen die Füchse.
>>Eure letzte Chance euch uns anzuschließen. Sonst werdet ihr mit der Menschheit untergehen<< drängte der König der Bären uns. Ich verstand die beiden einfach nicht. Die ganze Menschheit töten? Wie stellten sie sich das bitte vor? Das sich alle in eine lange Reihe stellen und sich darauf freuen, dass sie bald alle im Jenseits sind? Sicher nicht.
>>Ich bleibe bei meinem Nein<< sagte Naomi und durchbrach die Stille, welche sich in der Höhle ausgebreitet hatte. Leo und ich sahen uns kurz an und nickten. >>Wir auch.<<
Aaron schien vor Wut zu kochen, doch Ian blieb sachlich. >>Wie ihr wollt. Dann erklären die Inuit und die Inker euch hiermit den Krieg<< sagte er und grinste bösartig.
Wie blöd waren die eigentlich? Sie konnten uns doch nicht einfach so den Krieg erklären! Das sprach gegen den Friedensvertrag. >>Ihr wisst aber schon, dass das Wort Frieden in Friedensvertrag nicht bedeutet, dass ihr trotzdem jeden niedermetzeln dürft<< bemerkte ich spitz und meine Pupillen wurden schlitzförmig vor unterdrückter Wut. Aaron schnaubte und Ian zuckte bloß mit den Schultern. >>Ich gehe<< sagte ich und verließ die Höhle. Killian folgte mir.
>>Das können die doch nicht machen<< sagte ich zu ihm, als wir draußen waren. Der Drachenprinz nickte respektvoll. >>Was soll es überhaupt bringen die ganze Menschheit auszurotten? Das schaffen die doch sowieso nicht.<< ich hatte mich richtig in Rage geredet. Plötzlich hörte ich Schritte und Leo und Naomi kamen mit ihren Stellvertretern Dakota und Cole zu uns nach draußen.
>>Du hast vollkommen recht mit dem, was du gesagt hast<< sagte Naomi zu mir >>Leo und ich haben uns beraten. Wenn die Bären und Füchse ernst machen, werden wir an eurer Seite kämpfen.<< Naomis Worte rührten mich. Normalerweise war sie eher der kühle und distanzierte Typ. >>Allerdings werden wir es auch mit unseren drei Völkern nicht schaffen<< warf Leo nachdenklich ein. Und damit hatte er recht. Unsere Völker mögen stärker sein als Füchse oder Bären, doch die Inuit und Inker waren uns zahlenmäßig weit überlegen. Mit dem Zusammenschluss unsere Völker wäre unsere Armee vielleicht gerade mal so groß, wie die der Bären. Nur der Bären. Das hieß, dass wir Verstärkung brauchen würden.